Vnesheconombank Chairman Vladimir Dmitriev’s Interview to "DER TAGESSPIGEL"

1 december 2014 года
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Die Sanktionen des Westens treffen die Mittelschicht

DER Tagesspiegel,
30 nov. 2014

Seit Juli bekommen Russlands staatliche Banken auf dem westlichen Kapitalmarkt keine langfristigen Kredite mehr. Das "schadet erheblich", sagt Vladimir Dmitriev, Chef der Entwicklungsbank , und warnt: Der Westen strafe die Falschen und destabilisiere auch die ukrainischen Banken.

Sie sind in Deutschland, um Ihre deutschen Geschäftspartner zu treffen. Gibt es da noch viel zu besprechen?

Aber ja, ganz besonders in diesen schwierigen Zeiten. Manche haben sogar Angst, dass ihre russischen Unternehmen verstaatlicht werden. Aber das ist Unsinn, das werden wir ganz sicher nicht tun.

Vermutlich wollen aber viele jetzt schnell raus aus Russland, oder?

Nein, so ist das nicht. Die jetzige Lage schreckt Unternehmer ab, in Russland neue Geschäfte aufzubauen, das stimmt leider. Aber die Unternehmen, die etabliert sind, oft schon seit Jahrzehnten, die werden sich gewiss nicht zurückziehen, warum sollten sie? Volkswagen zum Bespiel hat im Bezirk Kaluga ebenso wie Volvo und andere westliche Konzerne eine Produktion und großes Interesse, das auszubauen. Schließlich treffen ihre Autos auf große Nachfrage.

Fürchten Sie nicht, diese könnte Ihre letzte Reise nach Deutschland sein, weil Sie auch auf die Liste der unerwünschten Personen gesetzt werden?

Ach wissen Sie, ich weiß noch, wie es im Kalten Krieg war. Ich bin auf alle Szenarien vorbereitet.

Die EU und die USA haben jedenfalls ihre Bank schon mit Sanktionen belegt. Darum dürfen Sie keine Kredite mehr auf dem westlichen Kapitalmarkt aufnehmen. Trifft Sie das?

Selbstverständlich, wir können fällig werdende Darlehen in Dollar und Euro nicht mehr verlängern. Aber wir sind eine staatliche Bank. Die Regierung und die Zentralbank werden die nötigen Devisen aus den Reserven bereitstellen. Bis Ende 2015 werden wir Auslandschulden von rund 1,4 Milliarden Dollar zurückzahlen, da müssen sich unsere Kreditgeber keine Sorgen machen.

Auch die deutsche Staatsbank KfW hat die Zusammenarbeit mit Ihrer Bank auf Eis gelegt. Hat das praktische Folgen?

Ja, das bedaure ich sehr. Die KfW war bisher ein sehr wichtiger Partner. Jetzt hat sie eines unserer wichtigsten Projekte eingefroren. Wir wollten gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank einen Fonds mit 720 Millionen Euro auflegen, um damit die Produktion von innovativen Technologien bei kleinen und mittleren Unternehmen zu finanzieren. Das zeigt, wie die Sanktionen die Falschen treffen. Sie sollen die russische Regierung bestrafen, aber sie treffen die normalen Leute. In diesen Unternehmen, die wir fördern wollten, da arbeiten genau die Mittelschichtbürger, die so wichtig sind für eine stabile Demokratie.

Welche Folgen haben die Sanktionen für Russlands Bankensystem insgesamt?

Sie schaden erheblich, das ist kein Geheimnis. Das Finanzministerium schätzt, dass unsere Wirtschaft dadurch 40 Milliarden Dollar im Jahr verliert. Die fünf staatlichen Banken, die sich jetzt nicht mehr im Ausland refinanzieren können, sind wichtige Kreditgeber für die russische Wirtschaft. Und leider kann unser eigener Kapitalmarkt die externe Finanzierung nicht ersetzen. Allerdings sind wir nicht die einzigen Verlierer. Nach dem Sanktionsbeschluss der EU sind die deutschen Exporte nach Russland um 26 Prozent gefallen. Das Sanktionsschwert hat eben zwei Schneiden und schadet letztlich allen. Das sehe ich wie Henry Kissinger, der kürzlich gewarnt hat, dass die Eskalation der Sanktionen der ganzen Weltwirtschaft schaden könnte.

Sie haben gemeinsam mit den anderen vier Staatsbanken beim Europäischen Gerichtshof Klage gegen die Sanktionen eingereicht. Glauben Sie wirklich, die Richter werden sich gegen die Regierungen stellen?

Ja, weil die genannten Gründe für die Sanktionen auf uns gar nicht zutreffen. Im Beschluss heißt es, es sollen Institutionen bestraft werden, die in den Konflikt in der Ukraine verwickelt sind. Aber weder wir noch die anderen Banken haben irgendetwas damit zu tun. Im Gegenteil, wir haben eine Tochterbank dort und wir unterstützen die ukrainische Wirtschaft.

Ihre Bank ist aber Teil des russischen Staates, dessen Regierung den Bürgerkrieg anheizt.

Einige iranische Institutionen, die in Luxemburg erfolgreich geklagt haben, sind auch staatlich, etwa die iranische Zentralbank. Aber weil es keinen Nachweis für deren Verwicklung in illegale Geschäfte gab, haben die EU-Richter die Sanktion gegen sie aufgehoben.

Präsident Putin sagte im deutschen Fernsehen, die Sanktionen würden letztlich auch die Ukraine treffen, weil ukrainische Banken 25 Milliarden Euro Schulden in Russland haben, die womöglich fällig gestellt werden müssen. Wird das so kommen?

Es gibt diesen Zusammenhang. Die Tochterbanken russischer Konzerne haben in der Ukraine einen großen Marktanteil und haben nun auch den Zugang zum westlichen Kapitalmarkt verloren. Den würden sie aber dringend brauchen. Die Lage in der Ukraine ist katastrophal. Das Bruttoinlandsprodukt ist um sieben Prozent gefallen, die Industrieproduktion sogar um 16 Prozent, vier Fünftel aller Kredite werden nicht pünktlich bedient. Darum benötigen alle Banken, und eben auch die in russischer Hand, neues Kapital. Wenn sie das nicht bekommen können, weil auch ihre Eigentümer nicht genug haben, gefährdet das das ganze ukrainische Bankensystem.

Vladimir Dmitriev, 61, ist seit 2004 Chef der staatlichen
Vneshekonombank (VEB), der er seit 1997 angehört. Der
promovierte Ökonom war zuvor im Außen- und
Finanzministerium tätig.

Wie ist das bei Ihrer eigenen Bank in Kiew, der Prominvest?

Auch wir verlieren dort Geld. Trotzdem halten wir daran fest. Wir haben professionelle Beziehungen zur ukrainischen Zentralbank, deren Chefin versprochen hat, russische Banken genauso zu behandeln wie alle anderen.

Russland und die Ukraine liegen de facto im Krieg, aber Ihre Geschäfte laufen einfach weiter?

Die Industrie in beiden Ländern ist eng verbunden, vor allem im Maschinenbau und der Luft- und Raumfahrt. Das haben wir über Prominvest finanziert. Jetzt ist es viel schwieriger, aber wir bemühen uns. Mich persönlich schmerzt das alles sehr. Meine Frau ist Ukrainerin und wir haben jedes Jahr mit den Kindern Ferien in unserm Landhaus bei Charkiw gemacht. Aber jetzt trauen wir uns mehr dorthin, weil wir uns nicht sicher fühlen.

Werden die Sanktionen auch Russland in die Rezession stürzen?

Das größere Problem ist die schlechte Weltkonjunktur und der Fall des Ölpreises von 110 auf 80 Dollar pro Fass. Allein das kostet uns 100 Milliarden Dollar im Jahr. Die Sanktionen machen es nur schlimmer, vor allem weil die ausländischen Investitionen ausbleiben. Wir erwarten daher einen Rückgang des Wachstums auf 0,3 Prozent in diesem Jahr und vielleicht eine Stagnation im nächsten. Doch ich bin sicher, dass die Regierung alles tun wird, um eine Rezession zu verhindern, vor allem durch Investitionen in die Infrastruktur.

Wer soll das bezahlen?

Das Geld kommt aus dem Staatshaushalt und von der Zentralbank. Die hat sich bisher zurückgehalten, aber sie wird nun den Banken zusätzliches Geld bereitstellen, um solche Investitionen zu finanzieren.

Also eine Art „Quantitative Easing“, wie es auch die amerikanische Notenbank betrieben hat?

Das können Sie so nennen, aber bei uns wird es in die reale Wirtschaft fließen, nicht auf den Aktienmarkt.

Auch der Wert des Rubels ist um 40 Prozent abgestürzt. Wie erklären Sie sich das?

Der Rubelkurs folgt dem Ölpreis, das war schon immer so.

Liegt es nicht vor allem daran, dass die Reichen ihre Rubel verkaufen und ihre Vermögen ins Ausland schaffen? Seit März sind schon 128 Milliarden Dollar abgeflossen.

Das ist ganz normal. Unternehmen und Händler, die Importe bezahlen müssen, sichern sich ab und kaufen deshalb Dollar und andere Währungen, die sie bei ausländischen Banken deponieren.

Wenn die Kapitalflucht eskaliert, wird die Regierung dann Kapitalverkehrskontrollen verhängen?

Welche Kapitalflucht? Das sind übliche Zahlungsflüsse. Russland hat sich einem liberalen Finanzsystem verschrieben, und das wird auch so bleiben.

Müssen Sie nicht fürchten, dass die Ratingagenturen Russland und damit auch Ihre Bank herabstufen?

Ach, sollen sie doch! Diese Drohungen sind haltlos. Russland hat seit vielen Jahren einen Haushaltsüberschuss und große Reserven. Würden sie unsere Kreditwürdigkeit herabstufen, dann würden die Agenturen nur belegen, dass ihre Urteile keine wissenschaftliche Grundlage haben. Dann müssten wir ernsthaft Alternativen für das Rating finden, vielleicht zusammen mit China.

Russische Firmen haben 500 Milliarden Dollar Auslandschulden, davon stehen 130 Milliarden Dollar bis Ende 2015 zur Rückzahlung an. Werden Sie das noch bezahlen können, wenn Sie keine neuen Kredite bekommen?

Unsere Gold- und Währungsreserven liegen bei 400 Milliarden Dollar, also könnte man darauf zurückgreifen. Aber viele Unternehmen können auch ohne Staatshilfe ihre Kredite im Ausland bedienen, weil sie eigenes Auslandsvermögen haben oder Inlandsguthaben umtauschen können. Unsere westlichen Partner sollten sich allerdings im Klaren sein, dass die Kredite unter den Regeln offener Kapitalmärkte aufgenommen wurden. Wenn diese Regeln nun gebrochen werden, dann könnten Kreditnehmer auch höhere Gewalt reklamieren. Dazu sollten wir es nicht kommen lassen.

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Bank Founded Under Lenin Hunts for Funding Amid Sanctions (Bloomberg)

30 october 2014 года
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Vnesheconombank is beating a retreat from debt markets after last year holding the biggest Eurobond sale by a Russian financial borrower since 2008.

Russia’s state development bank, which traces its roots to a lender formed in 1922 under Soviet founder Vladimir Lenin to raise capital and facilitate trade for the fledgling Bolshevik regime, is now turning to government funding, Asian investors and asset sales three months after European and U.S. penalties over Ukraine curtailed its access to foreign markets, Chairman Vladimir Dmitriev said.

“Times have changed, and access to previous sources of financing is practically closed for us,” Dmitriev, who’s headed the bank for a decade, said in an interview in Moscow. “Still we aren’t feeling like a downed pilot. Sanctions just pushed us to revise our credit and investment activity.”

Waging Financial War

The bank, which has lent $40 billion to back projects from Olympic construction to agriculture and the manufacture of airplanes, is pivoting toward state funding to cut its reliance on debt financing. VEB, as the bank is known, is cut off from some foreign capital markets after the U.S. and the European Union zeroed in on individuals and companies to punish Russia for the annexation of Crimea in March and President Vladimir Putin’s alleged support for the separatist insurgency in eastern Ukraine.

Government Support

With the country walled off from foreign funding and sapped by capital outflows, state companies including Russian Agricultural Bank and oil producer OAO Rosneft are increasingly looking to the government to offset their shrinking funding base.

The U.S. Treasury Department imposed sanctions that prohibit transactions in, provision of financing for, or other dealings in new debt of greater than 90 days’ maturity for a range of companies. For banks, the debt financing restriction covers maturities greater than 30 days. The EU later joined the U.S. in tightening sanctions, restricting five state-owned Russian lenders in their ability to sell bonds or shares within the bloc.

Life under sanctions is testing the flexibility of VEB, which was revamped by Putin in 2007 to promote investment and finance long-term infrastructure projects. During the following two years, it also managed the government’s bailout program at the height of the financial crisis, helping rescue troubled companies and banks and buying domestic securities to support financial markets.

Mission Unchanged

Its mission to boost investment and diversify the Russian economy remains unchanged in the face of limited access to global capital markets, according to Dmitriev. That means the role of state funding, which was “secondary” in importance for VEB, will grow.

VEB’s supervisory board, headed by Prime Minister Dmitry Medvedev, on Oct. 16 approved the bank’s strategy through 2020. It set targets including increasing VEB’s loan portfolio to at least 2.5 trillion rubles ($58.5 billion) from 1.7 trillion rubles, Dmitriev said. The bank will also channel 750 billion rubles to support exporters and issue as much as 265 billion rubles of loans to small businesses until 2020.

To support the plans, the government and the central bank are discussing measures to prop up the bank’s finances, according to Dmitriev. The supervisory board agreed on an annual capital boost of 30 billion rubles, which is possible in the form of a cash infusion or sovereign securities that can be used to get liquidity from the central bank, Dmitriev said, adding that he’s hopeful to get the first transfer by year-end.

‘Comfortable’ Cushion

The government will also convert $5.9 billion from VEB deposits that hold cash from the National Wellbeing Fund into its subordinated deposits, bringing capital adequacy to a “comfortable” 14.9 percent, according to Dmitriev.

Other support measures include the central bank’s decision to raise its limit on VEB’s borrowing. The development lender will also get 310 billion rubles from the government next year to repay foreign debt and finance already approved projects.

It has to pay back as much as 70 billion rubles to international lenders next year, according to Dmitriev. VEB wants to avoid using state aid to pay down 107 billion rubles in domestic debt in 2015, he said.

Chinese Option?

Dmitriev says he’s hopeful that China will step in as an alternative source of funding if it eases access to its capital markets. Financing in offshore yuan is now limited to $300 million, which isn’t enough for VEB, he said. This month, the Russian lender agreed to borrow $2 billion from Export-Import Bank of China.

To ease the pressure on its balance sheet, VEB is also working to sell off assets such as the Novinsky Passage shopping center in Moscow. Its other holdings, which include a stake of about 3.6 percent in Russia’s natural-gas exporter, OAO Gazprom, and 3.1 percent in United Co. Rusal, can be only sold when their market price recovers, Dmitriev said.

The lender paid about 30 billion rubles in 2010 for its Rusal stake that’s now valued at about 11 billion rubles.

VEB uses shares of companies like Rusal to get funding in repurchase transactions with the central bank, he said. It’s in talks with the regulator on using American depositary receipts of Gazprom as collateral, according to Dmitriev.

Court Challenge

As the bank is adjusting to the new limitations, it’s also challenging them in court. Last week, VEB and Russia’s two biggest banks, OAO Sberbank and VTB Group, filed claims against the EU in a bid to lift the punitive measures.

Dmitriev acknowledges feeling “upset” when he first learned in July that sanctions against his bank were possible.

“I understood perfectly well that we’ll have to work while facing limited opportunities,” he said.

The fallout from the standoff over Ukraine has hurt many longstanding business relationships, he said. Still, banks in Australia and New Zealand were the only ones to close VEB’s correspondent accounts, according to Dmitriev.

“Not a single American or European bank has done that,” he said. “We’re trying to maintain relations with international partners even as business has become impossible.”

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